Ladeburg – Geschichte und Geschichten aus vergangener Zeit
aufgeschrieben von Beate Thaute
April 2024 Folge 2: Geschichte des Lehnschulzenamtes
Auf dieser besonderen Reise in die Vergangenheit soll all denen, die ihre Wurzeln hier haben oder noch schlagen möchten, das heimatliche Dorf Ladeburg mit vielen historischen Details und Fotos ein Stückchen nähergebracht werden.
Zur Geschichte des Lehnschulzenamtes:
1536 Lehnschulzengut und gekauftes Lehnschulzenamt
1804 „Rittergut Ladeburg“, genannt die „10 freigewilligten Hufen“
1882 Hof Karl Retzlow
Der Mensch, der Ackerbau und Viehzucht betreiben wollte, lernte dahin zu ziehen, wo die Lebensumstände für ihn vorteilhaft waren – in die Nähe fruchtbarer Böden, saftiger Wiesen, an die Ufer fischreicher Gewässer oder in schützende Wälder mit ergiebigen Wildvorkommen.
Das Dorfoberhaupt:
Um wichtige Entscheidungen für die Ortsgemeinschaft zu fällen oder Streitfälle zu schlichten war es wichtig, der Dorfgemeinschaft ein Oberhaupt zu geben. Lange Zeit waren die Ortsältesten oder die über das Faustrecht ermittelten und heldenhaftesten Männer für dieses Amt auserwählt. Ab dem Mittelalter, mit der Festigung der Macht der Landesfürsten und der Kirche, verkauften diese die Gerichtsbarkeit in ihren Besitztümern an reiche begüterte Bauern. Das Privileg konnte beispielsweise für einige Mark Brandenburgischen Silbers oder etliche Schock böhmischer Groschen als Lehn oder Erblehn erworben und danach sogar weiterverkauft werden.
Wahrscheinlich das älteste Dokument über das Lehnschulzenamt in Ladeburg ist eine Urkunde vom 13. November 1567, in der Jacob Stendel, der „ehrwürdigen Stiftkirche zu Cölln an der Spree Domprobst…“, bestätigt, dass er nach dem Tode des Schulzen Michel Glinicke zu Ladeburg dessen Sohn Lorenz das Schulzengericht samt allen Zugehörigkeiten sowie etlicher Zinsen und Zehnteinnahmen „gegen ein Schock märkisch als Lehnware“ geliehen habe.
Bis 1633 blieb das Lehnschulzengut mit dem lukrativen Amt im Besitz der Familie Glinicke, es folgten Geheimsekretär Taschenberg, Ortspfarrer Wohltat, ein Martin Glinicke, Kirchenverwalter Oelven und um 1650 trat ein Hans Wegener sowie seine Söhne in Erscheinung.
Was sich wie ein kurzer Abriss einer Hofchronik darstellt, war das Geschacher um das begehrte Ortsvorsteheramt und die Ausübung der Gerichtsbarkeit in Ladeburg, neben dem Pfarrer war der Dorfschulze der wichtigste Mann im Dorf.
Aus einem Dokument des Landesarchiv Potsdam von 1741 erfahren wir, dass ein Martin Wegener wegen des Lehnschulzengerichts zu Ladeburg in Berlin vorstellig wurde.
Ein weiteres Dokument aus dem Jahre 1805 belegt, dass Nachkommen der Familie Wegener, hier Martin Friedrich Wegener, das Lehnschulzengericht zu Ladeburg noch innehatten.
Das Lehnschulzenamt blieb an die 200 Jahre in der Wegner´schen Familie.
1841 erwirbt das Lehnschulzengut Gutsbesitzer Steurich für 9000 Taler. Steurich legte 1843 am Wege nach Lanke, „360 Fuß vom nächsten Gebäude des Bauern Noack entfernt“, eine Ziegelei an.
1857 wurde das Lehnschulzengut auf dem Wege des öffentlichen Aufgebots „vollständig aufgeteilt“, die Parzellenbesitzer zahlten 30 Reichstaler für die Besoldung des zukünftigen Schulzen.
Schulzenverwalter wurde nun der Gerichtsmann August Hübner, wohnhaft in der Rüdnitzer Straße (damals Dorfstraße). Drei Generationen der Familie bekleideten den Schulzenposten.
1858 hatte Ladeburg 366 Einwohner.
1882 kaufte Karl Retzlow, aus Altlandsberg kommend, den Hof in der damaligen Dorfstraße, auf dem über Jahrhunderte die jeweiligen Dorfschulzen über die Geschicke des Dorfes schalteten und walteten.
Veränderungen der Ausübung der Gerichtsbarkeit ergaben sich in Preußen erst durch die umfassenden Reformen des Reichsfreiherrn von Stein, der Königliche Gerichtsbehörden in Städten und Landkreisen einrichtete. Die Justiz wurde dem Landesherrn unterstellt und für die Rechtsprechung in Ladeburg das Königliche Land- und Stadtgericht Bernau für zuständig erklärt.
Anmerkung:
Auszüge aus „Ladeburg – eine Zeitreise“, Petra Domke, Hrsg. Beate Thaute, Verlag Spree – PR, Bln. Landesarchiv Potsdam,
Privatdokumente Familie Eckhardt
Fotos: Privatsammlung Familie Thaute, Familie Eckhardt, Landesarchiv Potsdam
Nächste Folge im Mai 2024