Ladeburg

Geschichte und Geschichten aus vergangener Zeit      

aufgeschrieben von Beate Thaute

Mai 2024 Folge 3:  „Domdorf Ladeburg“

Auf dieser Zeitreise in die Vergangenheit wollen wir mit vielen historischen Details und Fotos die Erinnerung an das damalige Leben in Ladeburg bewahren.

Einst gehörte das „Domdorf Ladeburg“ zu den Besitztümern des Domstifts zu Berlin

Ladeburger Kirche um 1900 mit Kirchturmspitze

Über Jahrhunderte taumelte Ladeburg durch furchtbare Kriegsgeschehen, Pest und Cholera sowie unterschiedlichste Zuständigkeiten und Gesellschaftsordnungen. Noch bis 1871, der deutschen Staatsgründung, gehörte Ladeburg zu den Besitztümern des Domstifts zu Berlin (1539 -1871). Auch danach taucht das Königliche Dom-Kirchen-Kollegium zu Berlin oder die Bezeichnung „Domdorf Ladeburg“ in alten Unterlagen weiter auf.

Gemeint ist damit allerdingst ein Patronat gegenüber der Kirchengemeinde Ladeburg.

Hier ein Ausschnitt aus einem Pachtvertrag zwischen der Dorfgemeinde Ladeburg und dem Kantor Karl Miesch aus dem Jahre 1918 mit Polizeisiegel des Domdorfes Ladeburg. Aus dem Sütterlin ins Latein übersetzt: Friedel Hennig

Politisch gehörte Ladeburg seitdem zur Provinz Brandenburg, Landkreis Oberbarnim, später, etwa ab 1934/35 zum Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Oberbarnim. Nach dem Zweiten Weltkrieg und einer umfassenden Umwälzung der staatlichen Strukturen zählte Ladeburg vom 9. Juni 1945 bis zum 7. Oktober 1949, der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, zur Sowjetischen Besatzungszone im Land Brandenburg, Landkreis Oberbarnim.

Bereits ab 1950 hieß der zuständige Kreis Niederbarnim. 1952 verschwand das „Niederbarnim“ aus den Kopfbögen, als zuständiger Kreis tauchte Bernau auf und der gehörte zum Bezirk Frankfurt/Oder.

Am 03. Oktober 1990 erfolgte der Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Bundesrepublik Deutschland.

Schon im Juli 1992 bildete sich das Amt Panketal mit Sitz in Schönow, die zuvor selbstständigen Gemeinden Ladeburg, Schönow, Lobetal, Rüdnitz, Zepernick, Schwanebeck und Börnicke wurden nun durch das oben genannte Amt verwaltet. Bald reichten die Gebäude in Schönow nicht mehr aus, für die sich immer stärker aufblähenden Verwaltungsarbeiten wurde in Zepernick ein neues Amtsgebäude errichtet.

Wie ein Kragen schmiegten sich die Dörfer des Amtes Panketal um die Stadt Bernau, für die Bürger verlängerten sich die Fahrten mit Bus und Bahn zum Amt um ein Vielfaches und wurden oft zum Tagesausflug.

Ladeburg verließ als erste Gemeinde nach einem eindeutigen Bürgerentscheid, der für die Eingliederung nach Bernau ausgefallen war, die Auftragsverwaltung.

Am 01. Juli 2001 wurde Ladeburg nun ein Ortsteil der Stadt Bernau bei Berlin.

Kaum eine Entwicklung lässt so viele Schlüsse auf die Lebensverhältnisse im Ort zu, wie das Auf und Ab der Einwohnerzahl. Aus den ersten Jahrhunderten der Dorfgeschichte liegen kaum Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung vor.

Aus dem Jahr 1624 gibt es die erste auswertbare Angabe. Da waren es 15 Hüfner, 9 Kossäten und ein Hirte in Ladeburg. Rechnet man noch einen Pfarrer sowie einige Knechte und dienstbare Hilfskräfte hinzu, könnten kurz nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) etwa 90 bis 100 Menschen hier gelebt haben. 1652 waren es vielleicht noch 60 Ladeburger. 1734, sicher hatte man sich von den furchtbaren Folgen des Krieges etwas erholt, lebten hier bereits 129 Einwohner.

Die folgende Auflistung zeigt die weitere Entwicklung der Einwohnerzahlen im Dorf:

1840: 199 Einwohner; 1860: 366 Einwohner; 1875: 487 Einwohner; 1910: 922 Einwohner; 1919: 858 Einwohner (es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg); 1933: 1261 Einwohner (in den 1920er Jahren begann die Besiedlung des Rollberg); 1946: 1334 Einwohner; 1950: 1422 Einwohner; 1981: 1164 Einwohner; 1989: 1020 Einwohner; 1993: 973 Einwohner; 1999: 1869 Einwohner; 2000: 2025 Einwohner; 2013: 2772 Einwohner.

In den 1990er und 2000er Jahren entstanden in Ladeburg mehrere Wohngebiete:

„Schäferpfuhlsiedlung“, „Gagfa-Siedlung“ (Blumenviertel), „Am Kastanienweg“, „Ulmenring“, „Goldsternring“, „Biesenthaler Weg“, „Am Wasserturm“ und durch eine rasante innerörtliche Lückenbebauung stieg die Einwohnerzahl auf 3204 im Jahr 2023.

Baubeginn auf dem Rollberg in den 1920er Jahren Text auf dem Schild: „Baustellen mit sofortiger Bauerlaubnis, Näheres hier bei E. Appel“

Anmerkung:

Hüfner:           Ein Hüfner ist ein Bauer, der als Grundbesitz eine oder mehrere oder einen Teil einer Hufe Land

                         bewirtschaftet (1 Hufe= 7-15 ha)

Kossäte:          Bauer mit geringen Rechten

Auszüge aus „Ladeburg – eine Zeitreise“, Petra Domke, Hrsg. Beate Thaute, Verlag Spree – PR, Berlin, Landesarchiv Potsdam, „Amtsdörfer im Kreise Oberbarnim „ von Rudolf Schmidt

Fotos: Privatsammlung Familie Thaute,

Nächste Folge im Juni 2024