Geschichte Mai 2025

Obwohl die erste urkundliche Erwähnung Ladeburgs auf den 19. November 1300 datiert, muss davon ausgegangen werden, dass der kleine Dorfflecken zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre existierte.

Die Kirche ist wahrscheinlich schon um 1230/40 entstanden, das bedeutet eine fast 800jährige wechselvolle und sicher nicht immer schmerzfreie Geschichte inmitten unseres Dorfes. 

Um nur einige Beispiele zu nennen: 

Der Turm stand seit Baubeginn am falschen Fleck und brachte unserem Dorf den Spottnamen „Verkehrt-Ladeburg“ ein, 1736 Sturmschäden am hölzernen Turm an der Ostseite des Gotteshauses, 1839 baufälliger Westgiebel, 1853 Anbau des neogotischen Turms auf der Abendseite mit Spitze, die aber schon nach 92 Jahren 1945 durch Kriegseinwirkungen zerstört wurde und herunterfiel.

So könnte die Kirche um 1700 ausgesehen haben/ Zeichnung von Delia Pruß 2023

Die erste namentliche Erwähnung eines Pfarrers in Ladeburg ist 1600, als uns mitgeteilt wird, dass Martin Williesig (Willich) in einem Pfarrhaus wohne und einen Landgarten bewirtschaften kann. An Ausstattung, die er verpflichtet war seinem Nachfolger zu übergeben, gehört zum Haus „ein Tisch, ein altes Spinde, eine zinnerne Schüssel sowie eine Kanne.“

Auf der linken Seite ist das alte Schulgebäude zu erkennen, rechts der Kirchturm mit Spitze vor 1945

Die Dörfer Ladeburg und Zepernick gehörten von 1539 bis 1872 zum Berliner Domstift und bekamen den Beinamen „Domdorf“. 

Um 1654 übernahm Pfarrer Hieronymus Otto die geistlichen Geschicke dieser beiden Dörfer. Er war übrigens mit der Tochter des Bauern Martin Wegener verheiratet.

Für Schule und Konfirmanden-Unterricht ist der kleine lutherische Katechismus maßgebend 

Die Konfirmation der Kinder hat früher immer nur am Sonntag vor Ostern (Palmarum) stattgefunden. Seit 1863 erfolgt auch noch im Herbst am Sonntag vor Michaelis eine Konfirmation.

Der Konfirmanden-Unterricht wurde im Winter und Sommer in der Kirche oder im Wohnhaus des jeweiligen Küsters oder Schullehrer erteilt, so dass die Kinder, wenn sie die nötige christliche Erkenntnis erlangt haben und zur Konfirmation reif sind, gewöhnlich nur ein Jahr diesen Unterricht besuchen. Daher werden Kinder erst mit dem 13. Lebensjahr angenommen.

Die Prüfung im Lesen, Beten und Katechismus der Jugendlichen fand in Gegenwart der Obrigkeit vor dem Herrn Prediger auf dem „Dingetag“ oder am Einsegnungstage auf der Dorfaue im Wechsel jeweils in Ladeburg bzw. in Zepernick statt.

Innenraum der Ladeburger Kirche in den 1920er Jahren

Bei der Einsegnung selbst saßen die Knaben, mit Blumenstrauß am Rock geschmückt, an der rechten Seite vom Altar aus, die Mädchen, mit Blumenbouquet in der Hand, aber auf der linken Seite. 

Die Kleidung ist bei den Knaben und Mädchen schwarz.

Einsegnung um 1905, u.a. Albert Jost, Gustav Scheller 

Einsegnung Rosalie Maas, verh. Krüger, 1914

Nach dem Glaubensbekenntnis erklingt durch den Schülerchor das Lied: „Heilig ist Gott der Herr Zebaoth“.

Einladung zur Konfirmation von Gerda Perwitz 1938

Gerda und Erika Perwitz um 1937/38

Schon zu damaliger Zeit schrieben die Ladeburger Mädchen im jugendlichen Alter gerne einen Vers in das Poesiealbum der jeweiligen Freundin oder Mitschülerin.

Margarete Hübner:

„Ich dachte hin ich dachte her, welches Verschen wohl am besten wär: doch endlich viel mir dieses ein. Elli du sollst glücklich sein. Zur Erinnerung an deine Freundin Margarete Hübner  Ladeburg, den 19.9.1904

Gertrud Hübner:

„Wenn du einst am trüben Ort, und du willst verzagen denk an Kaiser Friedrichs Wort, lerne leiden, ohne zu klagen. Zur Erinnerung an deine Freundin Gertrud Hübner Ladeburg den 19.9.04“

Margarete Hellwig:

„Hab lieb die Eltern, die dich leiten, hab Gott im Herzen und im Sinn und richte dich nach allen Seiten zum liebenden Heiland hin. Zur frdl. Erinnerung an deine Mitschülerin Margarete Hellwig Ladeburg, den 7.III.1903

Konfirmation Jahrgang 1922/24 u.a. Erika Neumann (2.v.li.), Gerda Perwitz (4.v.li. ,Frieda Prillwitz (2.v.re.)

Konfirmation 1956, Jahrgang 1942, u.a. Ursula Gosch (li.), Lore Preuß (re.), im Hintergrund Pfarrer Korth

Konfirmation Jahrgang 1947/48 u.a. Inge Voigt (li.), Roland Gahtow, (mittig) Marita Kraatz  (re.)

 1963 fand die Prüfung im Bethaus in der Schmetzdorfer Straße statt, die Konfirmation selbst in der Ladeburger Kirche. Um die Berechtigung für die Erweiterte Oberschule (EOS) zu erlangen, nahm Roland Gahtow schon im Jahr 1962 an der Jugendweihe mit der gesamten 8. Klasse teil.

Traditionen im Wandel der Zeit, die Jugendweihe

Die Jugendweihe ist ein Fest für Jugendliche, das seit dem 19. Jahrhundert gefeiert wird. Es markiert den Eintritt ins Erwachsenenalter.  Der deutsche Theologe Eduard Baltzer prägte diesen Begriff für eine festliche Initiation, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter kennzeichnen sollte.

Eduard Baltzer/1852

Zu DDR-Zeiten

In der DDR (Deutsche Demokratische Republik) war die Jugendweihe ein Ersatz für kirchliche Feste und wurde als Gegenentwurf zur Kirche ab 1955 zu einer Art Pflicht der Schüler. Ab Mitte der 1970er Jahre nahmen mehr als 90% aller Achtklässler an der Jugendweihe teil. 

Andernfalls drohten Nachteile, wie eine versagte Zulassung zur EOS (Erweiterte Oberschule), Studienverbote oder schlechtere Lehrstellen.

Die Entwicklung und Feierkultur verlief in den beiden deutschen Staaten jedoch unterschiedlich, noch heute wird das Jugendweiheritual weitestgehend selten im Westen Deutschlands gefeiert.

Am 27. März 1955 fand die erste Jugendweihe in Ost-Berlin statt, ab 1958 avancierte die Jugendweihe zum staatssozialistischen Fest.

Dazu fasste im Mai 1953 das Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion einen Beschluss über „Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR“, der auch eine sozialistische Alternative zur Konfirmation vorsah.

Vor der eigentlichen Jugendweihe, die zeitlich in der Nähe zu Ostern und Pfingsten stattfand, besuchten die Jugendlichen, meist im Klassenverband, ein Jahr lang monatlich die Jugendstunden. Betriebsbesichtigungen, Vorträge über Sexualität, Politik, Tanzstunden oder Besuche von KZ-Gedenkstätten wurden organisiert.

Jugendweihe im April 1969, die Feierstunde fand im Saal der Gewerkschaftshochschule in Bernau statt, 2.v.l. Hans Schreiber aus Ladeburg

Jugendweihe April 1969, v.li. Sylvia Wilczynski, Detlef Stache, Sabine Nikolajski, Marion Thaute

Der Festakt fand meistens in einem größeren Saal oder Theater statt. Nach den Reden und dem Gelöbnis wurden den Jugendweiheteilnehmern Blumen von Jungpionieren überreicht, außerdem erhielten sie eine Urkunde und bis 1974 ein Buch aus dem Sammelband „Weltall -Erde-Mensch“, später das Buch „Der Sozialismus, Deine Welt“ und bis 1989 das Buch „Vom Sinn unseres Lebens“.

Weltall Erde Mensch/ Verlag Neues Leben Berlin

Das Gelöbnis selbst ist in der „Du“ Form abgefasst, nach dem Gelöbnis werden die Jugendlichen mit „Sie“ angeredet.

Die Feierlichkeiten fanden vorwiegend im Kreis der Familie zu Hause statt. Dazu wurde oftmals das Wohn- und Schlafzimmer ausgeräumt, um für alle Verwandten und weitere Gäste Platz zu schaffen. 

Zu damaliger Zeit kochte man alles selber, Torten und Blechkuchen wurden ebenfalls nach Familienrezepten gebacken. 

Um die ganze Arbeit zu bewältigen, gab es auch in Ladeburg in der Nachbarschaft gute Seelen, die in der Küche halfen

Oftmals wurde schon ein Mittagsmahl gereicht, Kaffee und selbst gebackener Kuchen sowie ein üppiges Abendessen gehörten zum Fest, nachts gab es gegen 24.00 Uhr nochmals Kaffee und Torte.

Die Jugendweihekinder zogen oftmals gemeinsam durch Ladeburg und so mancher kam leicht beschwipst nach Haus.

Wie auch heute, war zu DDR-Zeiten die Aufregung unter den Jugendweihe-teilnehmern groß, was ziehe ich an, welches Kleid oder welchen Anzug bekomme ich wo zu kaufen oder wer schneidert das passende Kleidungsstück.

So erzählt Ruth Bölke, geb. Stübling, dass sie extra nach Berlin gereist waren, um in der „Jugendmode“ in der Karl-Marx-Allee ihr Kleid und Mantel zu kaufen.  Nicht zu verschweigen war die Wichtigkeit, das erste Mal einen BH (Büstenhalter), Perlonstrümpfe und „Hackenschuhe“ tragen zu dürfen!

Und natürlich war zur Erinnerung ein Familienfoto ein „Muss“!

Jugendweihe im April 1969, Ruth Stübling, Ladeburg

Jugendweihe 1963, Edgar Holub, Ladeburg

In Ladeburg war es zu DDR-Zeiten üblich, allen Jugendweiheteilnehmern einen Kartengruß zukommen zu lassen. So hing komplikationslos ein Zettel mit den Namen der Teilnehmer im Gemeindekasten oder am Baum vor dem Konsum. 

Kinder trugen die Glückwunschkarten mit einem „Fünfer“ für die Jungs oder einem umhäkelten Taschentuch für die Mädchen aus, als kleines Dankeschön bekam man dafür ein oder zwei Stückchen Kuchen, der eigens dafür gebacken wurden. 

Vorzugsweise Streusel, Bienenstich oder Zuckerkuchen .

Die „Jugendweihe“ ist abgelöst und heißt heutzutage „Jugendfeier“

Gegenwärtig werden die Jugendweihen von humanistischen Organisationen durchgeführt und nennen sich seit der Wende mehrheitlich „Jugendfeier“.

Jugendfeier im Audimax am Bauhausdenkmal Bundesschule Bernau im Jahr 2025, sportlich, locker, leicht

Man will die Jugendlichen nicht mehr weihen, sondern ihnen den symbolischen Schritt ins Erwachsenenleben unvergesslich machen.

Die Familienfeiern sind weiterhin Tradition, nur die Kartengrüße im Dorf bleiben aus, der Datenschutz lässt keine Teilnehmerliste im Gemeindekasten zu.

Literaturnachweis:

Auszüge aus „Ladeburg – eine Zeitreise“, Petra Domke, Hrsg. Beate Thaute, Verlag Spree – PR, Berlin 2005; Ladeburger Gemeindevertreterprotokolle; Amtsdörfer im Kreise Oberbarnim Band I. von Rudolf Schmidt; Privatdokumente Ladeburger Familien; Wikipedia Fotos: soweit nicht anders angegeben Beate Thaute und Ladeburger Familien

Ein besonderer Dank gilt all denjenigen, die durch Fotogaben und Erzählungen diesen Beitrag erst möglich machten. Beate Thaute

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