Ladeburg Geschichte und Geschichten aus vergangener Zeit        aufgeschrieben von Beate Thaute

Auf dieser Zeitreise in die Vergangenheit wollen wir mit vielen historischen Details und Fotos die Erinnerung an das damalige Leben in Ladeburg lebendig halten.

Ein Kokon für Ladeburg – textile Gewerke schwappen über den Grenzweg von Bernau nach Ladeburg   März 2025/ Teil 2

Schon im 14. Jahrhundert bildete das Tuchmachergewerk eine Haupterwerbsquelle in Bernau. Wollenweber (Tuchmacher), Gewandschneider, Schneider und Leineweber verschafften der Stadt reichlich Einnahmen und blühenden Wohlstand. Die Pest im 16. und 17. Jahrhundert, der 30ig jährige Krieg, ließ aus der wohlhabenden Stadt Bernau eine verarmte, geschäftslose und verödete Stadt werden, die nur noch 600 Einwohner hatte. 

Das Tuchmachergewerbe ist fast erloschen.

Friedrich der Große war um 1750 bemüht in Bernau die Textilindustrie wieder aufleben zu lassen. Er warb ausländische Kolonisten mit ihren Familien nach Bernau zu kommen. So sollten verschiedene Zeug- und Raschmacher (auch Etamin – und Wollenweber genannt), Leinen-, Garn- und Baumwollweber, Strumpfwirker, Hutmacher und eine Seiden- und Sammet Fabrikation für Aufschwung sorgen.

Viele der oben genannten Gewerke scheiterten.

Erst in den 1830er Jahren kam es zu einer bedeutenden Entwicklung der Textilindustrie in Bernau. Ein großer Teil der Einwohner und auch der umliegenden Dörfer ernährten sich durch die Weberei und Seidenwirkerei.

Es wurden verschiedene Stoffe, baumwollenen, halbwollene, wollene, halbseidene und seidene vom groben bis zum feinsten, vom billigsten bis zum teuersten Stoff angefertigt.

Viele „Stuhlarbeiter“ waren in der Weberei bzw. Seidenwirkerei in Lohnanstellung. Der große Anteil der Weber und Weberinnen arbeiteten für hiesige, aber größtenteils für Berliner Fabrikanten in ihren Wohnungen, der sogenannten Hausindustrie.  (Seidenwirker ist ein Weber von seidenen und halbseidenen Stoffen).

Die erforderlichen Materialien erhielten sie durch die Fabrikanten. Auch gab es Seidenwicklereien, wo von den Kokons der Seidefaden abgewickelt wurde. (Siehe Lehrer Lindenberg aus Ladeburg).

Seidenwicklerinnen

So war neben der Landwirtschaft die Seidenweberei und Weberei ein sicherer Erwerbszweig für Bernau und Familien der umliegenden Dörfer.

Aus dem Adressbuch/Ladeburg 1938/39:

Neben den 9 Webern der Firma „Toczek“ im Kirschgarten Ladeburg arbeiteten um 1938 noch folgende Ladeburger in verschiedenen textilen Berufen im Dorf.

Paul Marggraf, Weber Kirschgarten; Bernhard Lehmann, Schneidermeister Dorfstraße 78; Willi Noack, Schneider Dorfstraße 69; Gustav Rabenau, Schneider Kargussiedlung; Wilhelm Wollenberg, Schneidermeister Rollberg 124; Wilhelm Acker, Schneider Rollberg 112; Johanna Bausdorf, Schneiderin Neues Gemeindehaus; Hans Günther, Schneider Dorfstraße 22; Wilhelm Kreuels, Schneider Kargussiedlung; Max Krüger, Schneidermeister Dorfstraße 44; Erwin Wagner ,Zuschneider Rollberg 121; Emma Zittlau, Näherin Dorfstraße 59; Alwine Beerbaum ,Näherin Dorfstraße 4; Johanna Flach, Näherin Dorfstraße 60; Charlotte Henseler, Näherin Dorfstraße 22; Helene Kunze, Stickerin Wegener Siedlung B; Martha Künzel, Stickerin Dorfstraße 17, Ernst Hertel, Handschuhmacher Rollberg 111; Gustav Kramer, Handschuhmacher Rollberg 123; Friedrich Hampe, Handschuhmacher Dorfstraße 17; Wilhelm Schrell, Handschuhmacher; Heinz Kulicke, Handschuhdresseur Rollberg 119; Hans Burkert, Lederfärber Rollberg 100

Handarbeiten in jeglicher Form wie Spinnen, Nähen, Stricken oder Sticken waren auf den Höfen in Ladeburg üblich, um für die Kleidung der Familie zu sorgen. 

Die beiden Musterplatten aus den 1920er Jahren zum Sticken der Initialen für Bettwäsche und Handtücher sind noch im Hause der Familie Pruß vorhanden und erlebbare Zeitzeugen der Ahnen.

„MB“  steht für Marie Böhme  (Bild oben), „FH“    steht für Fritz Hennig    (Bild unten)

Eine Besonderheit auf dem Ladeburger Rollberg

Etwas verwundern mag das Handschuhmachen hier in der dörflichen Umgebung Ladeburgs schon, denn die feinen Damen und Herren gab es eher in der Stadt. Doch Handschuhe zu fertigen hatte Tradition in der Gegend, verkauft wurden sie in Bernau und Berlin. 1827 hatte sich jedenfalls der Handschuhmacher Peter Rieger, aus Berlin kommend, in Bernau niedergelassen und die von den Hugenotten mitgebrachte Handwerkskunst etabliert. Wann genau das feine Verarbeiten von Leder und das Nähen von Glace´- und Spitzenhandschuhen die wenigen Meter über den Grenzweg von Bernau nach Ladeburg überschwappte ist nicht bekannt. Doch vor 1924 fertigten Friedrich Hampe, Ernst Hertel und Otto Volkmann schon die feinen Handschuhe.

Der Hertelsche Betrieb ,1929 gegründet, existierte bis 1987. Bernau und Umgebung galt zur Gründungszeit des Handwerksbetriebs Hertel als Hochburg der Handschuhfabrikation.

Katasterblatt Handschuhmacherei Ernst Hertel

1938 arbeiten die Mitarbeiter der Handschuhmacherei Ernst Hertel in Heimarbeit.

In den 1950iger Jahren übernahm der Sohn, Rudolf Hertel, den Betrieb und führte ihn bis 1987. Es entstanden Handschuhe aus Ziegen – und Schafleder, später nur noch aus Schweinsleder. Man fertigte für den Export, für den sogenannten Bevölkerungsbedarf sowie für renommierte Theater und Opernhäuser.

Hier wurden feinste Leder verarbeitet, Leder gebleicht und gefärbt.

Ladeburger Spinnstunde – Geschichte und Geschichten rund ums Spinnen, Weben und weitere „textile“ Begebenheiten

Kleidung ist für uns heutzutage etwas ganz Alltägliches. Sie wird als Massenware produziert und in jeder Stadt gibt es unzählige Geschäfte, die Bekleidung unterschiedlichster Art anbieten. 

Kaum jemand macht sich noch die Mühe ein Loch zu stopfen oder einen Riss zu flicken.

Kleidungsstücke sind Wegwerfprodukte geworden!

Wir kaufen sie fix und fertig im Geschäft und haben ganze Schränke voll davon. Wir

können jeden Tag etwas anderes tragen. Aber das war nicht immer so. Noch im 18. Jahrhundert galt es für das einfache Volk schon als Luxus zwei verschiedene Kleidergarnituren zu besitzen.

Bekleidung ist für uns ähnlich bedeutend wie Essen und Trinken. Schaut man mal bewusst in seinen Kleiderschrank wird man feststellen, dass alles darin aus gesponnenen Garnen besteht und in irgendeiner Form weiterverarbeitet wurde.

Wie alt die Spinntechnik ist und wo ihr Ursprung liegt, ist nicht mehr genau zu ermitteln. Man weiß jedoch, dass das Spinnen an verschiedenen Orten der Welt, unabhängig voneinander, erfunden wurde. Durch einfaches Verdrillen mit den Händen wurden nachweislich schon vor 25.000 Jahren Schnüre hergestellt.

Dann kam die Handspindel und im 13. Jahrhundert sind frühe Formen des Spinnrades belegt. Im 18. Jahrhundert begann die industrielle Revolution und damit wurde das Ende der häuslichen Textilproduktion eingeläutet.

Es gibt viele Materialien, die sich verspinnen lassen. Es gibt tierische und pflanzliche Fasern wie zum Beispiel Schafwolle, Alpaka, Baumwolle, Seide, Bastfasern (unter den Rinden von Bäumen), Flachs oder Brennnesseln.

Holzschnitt Schafschur um 1583, Foto Deutsches Museum

Als sich im 18. Jahrhundert der sogenannte „Garnhunger“ ausbreitete, weil die neuen Webstühle mit Schnellschützen die Webgeschwindigkeit verdoppelt hatten, reichte das Heer der Spinnerinnen nicht mehr aus.

Das Spinnen wurde auch als Zwangsarbeit in Gefängnissen und sogenannten Irrenanstalten eingeführt, sogar Soldaten mussten ein Teil ihrer Zeit mit Spinnen verbringen.

Für große Teile der ärmeren Bevölkerungsschicht wurde das Spinnen zum wichtigsten Neben- oder Hauptverdienst, mit Entstehung von Fabriken mit Spinnmaschinen ging diese Erwerbsgrundlage verloren.  (Auszüge aus „Spinnst Du?“ von Ulrike Claßen-Büttner).

„Friedrich II. besucht die Fabriken, 1753 „ An den Webstühlen sitzen Männer, während im Vordergrund Frauen mit dem Umspulen oder Spinnen von Garnen beschäftigt sind. Foto Deutsches Museum

Geschichten aus der Zeit gefallen

1679 Garnweber Wulkow aus Ladeburg

„Im Jahr 1679 beklagt sich das Bernauer Garnwebergewerk, dass der Kossät Samuel Wulkow in Ladeburg(verheiratet mit Maria Brederecke) ein Webstuhl halte – ist diese Sache dahin verglichen, dass des beklagten Mutter, Margarete Brüning, (Michael Brederecks Witwe) mit ein oder zwei Webstühlen das Handwerk betreiben möge. …“ Sicher haben sie sich nicht der Bernauer Zunft angeschlossen. (R. Schmidt, S. 182)

1715 Leineweber Andreas Gottschalk

„ 1715 teilt Michael Gottschalk mit, dass er bei seinem Bruder Friedrich (Kossät und Leinewebermeister Friedrich Gottschalk, verheiratet mit Dorothea Böhme, sie haben zwei Söhne Christian und Martin, bei dem er 16 Jahre als Geselle gearbeitet, nun aber Meister werden will. Doch ließe das Bernauer Gewerk das nicht zu, obwohl immer zwei Webmeister in Ladeburg gewesen sind. Die Vorgänger Michael Bredereck und Andreas Bolte sind inzwischen gestorben.“ (R. Schmidt, S. 179)

1726 Brandschutzmaßnahmen am Dingetag beschlossen

„ Am 22.02.1726 ist aus dem Dingetagsprotokoll von Ladeburg zu erfahren: Die Schornsteine müssen im Winter alle 4 Wochen, im Sommer alle 6 Wochen visitieret werden. Die Dorf – und Feuerleitern, Haken und das Schauer (Leiterhaus) müssen fördersamts angeschafft werden. Es wird weiter darauf hingewiesen, dass niemand sich mit brennender Tabakspfeife auf dem Hofe oder der Gasse sehen lassen solle. Die Nachtwache muss ordentlich gehalten werden und die Mägde sollen des Abends nicht mehr spinnen gehen.“  (R. Schmidt, S. 184)

1740 Küster Johann Peter Lindenberg führt Klage

„ 19.11.1740: Der Küster zu Ladeburg Johann Peter Lindenberg führt hart klagen, dass der dortige Polizeireiter nebst etwa 6 Leinewebern am verwichenen Montag ihn gewaltig ins Haus gefallen, großen Alarm darin verübt und endlich alles Leineweber- Werkzeug nebst Leinewand, so auf dem Stuhle gewesen, weggenommen und in das Schulzengericht gebracht, alles aus der Ursache, weil er vor einigen Tagen ein Geselle angenommen – was er doch könne, da er ein Stückmeister sei.

Das Domkapitel verlangt, dass das Gewerk aus Bernau allen Schaden ersetzt.“ (Schmidt, S. 180)

Bernauer Seidenfabriken

1836: Seidenfabrikant Wilhelm Oehme, Am Berliner Thor 1843: Seidenfabrikant „Meyer & Söhne“, Berliner Straße 1850: 2 kleine Seidenwarenfabriken F. London und Carl Kemritz, Hohe Steinstraße 1890: befinden sich in Bernau 8 Seidenwarenfabriken, die meisten Fabrikbesitzer stammen aus Berlin.

Die Einführung mechanischer Webstühle auswärtiger Fabriken verringerten die Geschäfte und wurden zur großen Konkurrenz hiesiger Weber. Wernicke S. 316/18

Die Nachkriegszeit

VEB Seidenweberei in der Breitscheidstraße/Bernau:

Vorläufer dieses Betriebes war die von C.W. Oehme gegründete Seidenfabrik, Berliner Straße. Hier wurden Woll- oder Seidensamt und Kleiderstoffe hergestellt. In der Hitlerzeit erfüllte die Seidenweberei Wehrmachtsaufträge. Nach 1945 produzierte man Kopftücher, Futterstoffe und modische Artikel.  1955 wurden 464.276 qm Kammgarn- und Kunstseidengewebe gefertigt.

Kaiserstraße um 1915

Hier wurden Posamente (Besatzartikel) und Uniformeffekte produziert. Nach 1955 erzeugte der Betrieb mit 97 Beschäftigten (darunter 77 Frauen) an 25 Stühlen 9.856 kg Bänder und Litzen, 1.022 kg Spitzen und Posamente und für 965.000 Mark Dienstbekleidung her.

Eine Zusammenlegung der vier Werkteile in „VEB Industriewerke Bernau“ hat in Bernau, man wollte hier einen „Großbetrieb“ haben, nicht funktioniert.

Betroffen waren:

1. Lederhandschuhherstellung; 2. Textil – und Seidenweberei; 3. Näherei/Polsterei; 4. Effekten /H&S (Hensel &Schumann)

Lina Wruck aus Ladeburg nähte für H&S Uniformeffekte in Heimarbeit.

Aus den Produktionsabteilungen Textil und Effekten wurde 1963/64 der Betriebsteil „VEB Fahrzeugausrüstung (FAGA) Berlin“ gebildet.

Es erfolgte die Einstellung der Produktion der Weberei und Haushaltswäsche im November 1963. Zum Verkauf standen 300.000 qm Rohgewebe und 80.000 Tischdecken. 

Die Bernauer Textilverarbeitung wurde in die Textilwerke nach Glauchau verlegt.

Am 1.1.1964 begann in den Räumen der ehemaligen Webereien die Fertigung von Fahrzeugausrüstungen für Schienenfahrzeuge.

Das war der Untergang der Bernauer Textilindustrie im Jahre 1963. 

(Ausschnitte aus der Chronik der Stadt Bernau 1945-2000 von Karl Bülow S.31-33)

Rund um die Seide

Berlin

Das Königliche Schloss mit Lustgarten, hier wurde Friedrich II am 24.1.1712 geboren und verbrachte eine strenge Kindheit unter der Herrschaft seines Vaters, dem „Soldatenkönig“, Friedrich I. Hier ist der Ursprung des Gedankens der eigenen Seidenraupenproduktion in Preußen.

Am 31. Mai 1740 bestieg Friedrich II den preußischen Thron.

Im Laufe seiner Regentschaft hatte Friedrich nicht nur die vielen Kriege im Blick zu haben, auch seine Projekte wie die Trockenlegung des Oderbruchs, den Aufbau der Schulen, die Abschaffung der Leibeigenschaft und auch die Idee den Seidenbedarf durch eigene Zucht in Preußen zu etablieren.

Per Gesetz befahl der König und wies die Dorfverwalter an auf Kirchhöfen, Stadtwällen und Freiflächen Maulbeerbäume zu pflanzen. Schon sein Vater biss sich an diesem Vorhaben die Zähne aus. Unter dem Motto „Friedrich II befahl, die Untertanen führen aus“ wurden vor allem die Dorfschullehrer und Küster angehalten die Seidenraupenproduktion als Nebentätigkeit aufzunehmen.

Um 1780 zählten königliche Inspektoren drei Millionen Maulbeerbäume in Preußen.

In Ladeburg machte sich der Küster und Schullehrer Johann Friedrich Lindenberg 1791 um die Seidenraupenzucht verdient.

200 Jahre später – Seidenraupenzucht für den Zweiten Weltkrieg

Hitler nutzte die Seidenproduktion für seine Zwecke – nicht für feine Wäsche oder Seidentapeten, sondern um Fallschirme für sein Kriegsgeschehen herzustellen.

Auch die Kinder und Jugendlichen hatten während des Zweiten Weltkrieges für die Kriegswirtschaft ihren Anteil zu leisten. Einen wichtigen Beitrag lieferten dazu die Schulen. Die Kinder wurden angehalten, Teekräuter, Heilpflanzen und vieles mehr zu sammeln. Viele Schulen beteiligten sich an der NS-Aktion „Seidenraupenzucht“, die für die Herstellung von Fallschirmen von Nöten war. Die Kinder sammelten in der Unterrichtszeit Maulbeerbaumblätter, um damit die Seidenraupen zu füttern. Die Lehrer waren für die Organisation und die Kokons verantwortlich und die NS-Behörden ermunterten die Schulen zu regelrechten Wettbewerben.

Helmut Kohl – Bundeskanzler der Bundesrepuplik Deutschland von 1982 -1998 (geb. 03.04.1930 in Ludwigshafen am Rhein)

Helmut Kohl wuchs in einem Beamtenhaushalt auf, sein Vater war Finanzbeamter, und das Prinzip der Eltern lautete: „Man muss nichts vererben, aber wichtig ist für die Kinder eine bestmögliche Ausbildung.“ Gelebt wurde sparsam und bescheiden, immer in dem Bewusstsein, dass das Geld nicht auf der Straße liegt, sondern hart erarbeitet werden muss. So musste Helmut Kohl auch die abgetragenen Kleider und Schuhe seines älteren Bruders auftragen. Aus dem Garten kam das Gemüse und Futter für die Tierhaltung. Für die Hühner, Puten und Kaninchen musste Helmut täglich das Futter suchen und die Tiere versorgen.

Auch in der Seidenraupenzucht hat sich Helmut Kohl als Kind versucht, angelockt von den zwanzig Mark, die ein Kilo Kokons einbrachte. (Helmut Kohl – Erinnerungen – 1930 bis 1982, S. 18/19)

Helmut Kohl um 1938

Die Stellung der Landwirtschaft in der Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik und der Seidenanbau

Die grundlegende gesellschaftliche Aufgabe der Landwirtschaft in allen Produktionswesen besteht in der Erzeugung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, die der individuellen und produktiven Konsumtion dienen.

Die vom V. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands gestellten großen Aufgaben verlangen neue, noch größere Anstrengungen der Landwirtschaft.

„Bereits bis 1961 soll der Pro-Kopf-Verbrauch an Konsumgütern in Westdeutschland erreicht und überholt werden.“

Mitte der 1950er Jahre wurden die Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften (LPG) angehalten, die Gewinnung des Rohstoffes Seide aus den Kokons des Maulbeerbaumseidenspinners zu erzeugen.

Zu einer Anpflanzung einer Maulbeerplantage in der LPG „Florian Geyer“ in Melchow kam es nicht, der Widerstand des damaligen LPG – Vorsitzenden, Helmut Hennig, gegen die Raupen und Bäume waren zu groß.

Seidenraupen-Aufzuchtgestell für Spinnhütte aus Stroh mit Kokons 8 Auflegerahmen

„Ernte“ der Kokons im Seidenbau

(Ausschnitte Kleine Enzyklopädie Land-Forst-Garten 1958, Dipl.-Landw. Dr.Josef Enzmann, Dipl. Biol. Brigitte Krumbiegel, Dipl. – Landw. Ingeborg Zerling)

Ladeburg liegt zwar nicht am Nabel der Welt, aber an der „Preußisch-Barnim´schen Seidenstraße“ 

(der Name ist von mir frei erfunden).

Berlin-Schwanebeck-Zepernick-Schönow-Schönwalde-Bernau-Ladeburg-Rüdnitz-Albertshof-Danewitz-Grüntal-Biesenthal-Melchow-Schönholz-Tuchen-Klobbicke-Trampe-Eberswalde

Städte und Dörfer des Ober – und Niederbarnims, in denen die Seidenraupenzucht, das Spinnen und Weben betrieben wurde.

Berlin – Ursprung der Seidenraupenvision- und die Geschichte der Maulbeerbäume 

An der Potsdamer Straße Ecke Clay-Allee im Bezirk Steglitz-Zehlendorf steht die kleine Dorfkirche von Alt-Zehlendorf, erbaut im Jahre 1768. Gleich nebenan befindet sich der alte Dorffriedhof, auf dem drei urige Gestalten zu finden sind: über 200 Jahre alte Weiße Maulbeerbäume (Morus alba). Sie wurden bereits 1940 zu Naturdenkmälern erklärt. Gepflanzt wurden sie Ende des 18. Jahrhunderts von Ferdinand Ernst Schäde (1772-1861), der Lehrer der Dorfschule Zehlendorf war und im Nebenerwerb Seide produzierte. Ende des 18. Jahrhundert gab es mehr als 2000 Maulbeerbäume in Berlin.

Schwanebeck um 1900

Um 1750 pflanzten die Pfarrer der Schwanebecker Kirchengemeinde Maulbeerbäume im Auftrage Friedrich des Großen. Als 1760 die Armee Friedrich des Großen in Schlesien kämpfte, wurde der Barnim von russischen Husaren und Kosaken heimgesucht. Schwanebeck wurde geplündert und zerstört, die gepflanzten Maulbeerbäume blieben. Der Küster und Lehrer Andras Erdmann Heykevan, von Beruf Schneider, pflanzte auf dem Friedhof Maulbeerbäume und betrieb eine Seidenraupen– und Bienenzucht.

Noch in den Jahren 1939 bis 1945 wurde in der Schule die Seidenraupenzucht betrieben. Die Kokons wurden von dort abgeholt, zu Seide verarbeitet und letztendlich entstanden für den Krieg daraus Fallschirme. („750 Jahre Schwanebeck 1257-2007“ Erarbeitet vom Geschichtsverein „Heimathaus“ e.V. 2007 S.193/194)

Die Spinnerin Doris Katerbau aus Schwanebeck verspinnt in der heutigen Zeit Schafwolle, Alpakawolle und die Wolle anderer Tierarten, färbt diese mit verschiedenen Textilfarben und zaubert die wahrsten Kunststücke wie Tücher, Jacken, Mützen, Sitzkissen, Taschen und vieles mehr.

Zepernick um 1940 

Ansichtskarte vom Sanatorium „Heidehaus“ in Zepernick

Der Pfarrer Otto hatte einen kritischen Blick auf das Leben und schrieb u.a. in seine Aufzeichnungen um 1774 zur wirtschaftlichen Lage des Lehrers Schroeder folgendes auf:    „Wie sehr der Küster-Lehrer kleine Zusatzeinkünfte nötig hätte, denn ohne seine Profession (erlerntes Handwerk), wie der Seidenraupenzucht und des Uhrenbau bzw.– reparatur könnte er nicht an die 22 Taler jährlich hinzuverdienen.“ (Rolf Gerlach ,“ Domdorf im Spiegel alter Akten“ S.228, Otto Koch, „Domdörfer Zepernick und Ladeburg“)

Schönow – Maulbeerpflanzungen für Fallschirme 1942

Eine Maulbeerhecke auf dem Gelände der Schönower Grundschule wurde auf Anweisung des Landrates im Kreis Niederbarnim im Zweiten Weltkrieg gepflanzt, um mitzuhelfen, den außerordentlichen großen Bedarf der deutschen Luftwaffe an Seide, insbesondere für die kriegswichtigen Fallschirme, zu decken. In seinem Schreiben vom 13. Januar 1942 weist der Landrat darauf hin, dass „in jeder Gemeinde mindestens 1000-2000 Maulbeerheckenpflanzen vorhanden sein sollten.“

Die Pflanzung wurde von der Schule betreut, jedoch ohne Begeisterung. Die Bevölkerung von Schönow hatte in den Wirren des Krieges andere Probleme und somit lief sich die Aktion Maulbeerseide tot. („Schönow – im Wandel der Zeiten“ Arbeitsgruppe Ortsgeschichte Schönow S. 42/43)

Bernau um 1920

Rathaus Bernau vor 1920 , eine Königliche Musterwerkstatt wurde in den östlich gelegenen Rathausräumen eingerichtet

Schon im 14./15. Jahrhundert blühte in Bernau die Tuchmacherindustrie, so dass die Gilde der Tuchmacher 1328 das St. Georgenhospital stiftete. 

Das Seidenbauhaus, erbaut um 1787 auf königliche Kosten, unterhielt um die 662 Maulbeerbäume. Die Seidenwaren –und Plüschfabrik C.W. Oehme aus Berlin kaufte im Jahr 1836 in Bernau am Berliner Tor ein Grundstück und errichtete hier eine Zweigstelle, wo ein hervorragender Stamm von Seidenwirker vorhanden war.  Um 1870, als die Zeit der „Zylinderhüte“ kam, war der Oehmsche Hutplüsch ein begehrter Artikel. Zahlreiche Verbindungen mit dem Ausland brachten der Firma große Aufträge, und auf den von ihr beschickten Weltausstellungen in London, New York, Paris, Wien usw. wurden ihr viele Auszeichnungen zuteil. 

Schon im Jahre 1871 wurde eine Filiale in Biesenthal gegründet. 500 Webstühle waren in diesen Jahren in Tätigkeit, auf denen Hutpels, Seidenstoffe und Plüsche hergestellt wurden. 1900 ging das Unternehmen zur mechanischen Weberei über. ( Preußischer Stadt-und Landbote 1943, gesammelt von Gertrud Poppe aus Biesenthal;  „Die Stadt in der Kirche S. 36/372“)

Ladeburg vor 1910

Ansichtskarte mit Restaurant A. Krubsack und Pferde-Omnibus-Haltestelle vor 1910

Neben dem Schmied und dem Krüger waren es vor allem die Schulmeister, die als Handwerker unterschiedlicher Gewerke ins Dorf kamen. So übte der Küster und Schullehrer Johann Friedrich Lindenberg in zweiter Generation das Amt des Lehrers in Ladeburg aus. 1791 zählte man in Ladeburg 60 Maulbeerbäume. 

Im Anschluss an die Pfarrwörde in der Dorfstraße wurde eine Baumschule mit Wildbäumen und eine mit Obstbäumen angelegt. Der Lehrer übernimmt die Verpflichtung, die Schulkinder in der Obstbaumzucht zu unterweisen, wofür ihm die Obstnutzung der Baumschule zusteht. Die Maulbeerbaum-Plantage, deren Grund und Boden der Kirche gehört, wird weiter betrieben. 

Die Seidenraupenzucht als Nebenverdienst gestaltete sich schwierig, die Bäume seien erfroren und der Ertrag war gleich Null. Die Not ging so weit, dass Lindenberg nicht mehr in der Lage sei, seine Kinder zu kleiden.

Garnweber, Leineweber, Seidenwebermeister und andere textile Berufe gab es in Ladeburg nachweislich von 1679 bis in die 1940iger Jahre.

Dorfteich in der Schmetzdorfer Straße um 1938, im Hintergrund das Haus “Zum Sande“ (ehemalige Kita), mittig eine Holzbaracke, wo blinde Arbeiter für die Wehrmacht Netze herstellten und textile Zuarbeiten aus Fallschirmseide fertigten. 

Heute gibt es in Ladeburg zwei Spinnerinnen, Silke Vach und Beate Thaute, die von eigenen Schafen die Wolle verspinnen, färben, verstricken oder verweben.

Rüdnitz um 1914

Cantine von Fritz Wauskun der Fleischvernichtungs-Anstalt Rüdnitz vor 1914

Am 12. November 1742 erließ Friedrich II ein „Edikt zum Maulbeeranbau für die Seidenraupenzucht“ und ordnete die Pflanzung von einer Million Maulbeerbäumen an. Der Lehrer Martin Strohacker nutzte von 1742 – 1745 in Rüdnitz den Pfarrgarten, um Maulbeerbäume zu pflanzen. In der dortigen Chronik ist vermerkt „dass die Pfarrer von der Kanzel zum Schutz und zur Pflege dieser Bäume aufriefen, auch solle man das Gießen nicht vergessen!“. 

Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde auf Grund von Rohstoffknappheit ab 1941 die Seidenraupenzucht in den Schulen durch die Nationalsozialisten erneut gefördert. Dazu schrieb der damalige Lehrer und Ortschronist Hans Schiebel: „… im Juni 1941 traf ein halbes Gramm Seidenraupenbrut ein, 1 Zuchtgestell mit 3 Hürden war vom Tischlermeister Marchlowitz angefertigt wordenDie Seidenraupenzucht in der Schule war gut gediehen, aus der Brut waren 600 g fertige Kokons geworden“.

Um 1958 sollte die Seidenspinneraufzucht wieder aktiviert werden, die Aufgabe erhielt die Albertshofer Schule. Dagegen regte sich heftiger Widerspruch seitens der Direktorin Frau Rosemann, da die Voraussetzungen für eine Zucht in der dortigen Schule nicht vorhanden wären.

Damit endete 1958 das Kapitel Seidenraupenzucht in Rüdnitz.

Aus Anlass des 300. Geburtstages Friedrich II hatte man am 1. April 2012 vor der alten Dorfschule zwei Maulbeerbäume gepflanzt. (Foto Beate Thaute 2020)     (Auszüge aus der Rüdnitzer Chronik 1367 – 1949/ Ortschronist Rainer Staude)

Danewitz

Ansichtskarte Danewitzer Dorfschmiede gestern und heute

Begonnen mit der Seidenraupenzucht hatte Lehrer Adolf Wurl in Danewitz bereits vor dem Krieg. Sicher hat er auch die Bäume pflanzen lassen. Ob diese ursprünglich mal über die Baumschule Biesenthal beschafft wurden, ist nicht überliefert. Maulbeerbäume standen auch im Garten des Gemeindehauses.

Frau Elfriede K. besuchte die Dorfschule von 1922 bis 1930 bei Herrn Wurl und erzählte ihrer Tochter Brigitte von der Seidenraupenzucht.

Eine Befragung unter den älteren Dorfbewohnern im Coronajahr 2020 hat ergeben, dass einige Danewitzer von den vorhandenen Maulbeerbäumen Blätter zum Füttern der Seidenraupen pflückten. Frau Doris S., Elvira H. und Erika K. gaben an, sich gut daran zu erinnern, die Damen sind heute 82 Jahre alt und nach dem Zweiten Weltkrieg zur Schule gegangen. Damals war Fräulein Clara Deichgräber ihre Lehrerin. Sie hielt die Seidenraupen in Holzkästen. Die Maulbeerbäume (weiße und schwarze Früchte) standen auch an der Begrenzung des Sportplatzes. Durch die ständige Ernte wurden sie „Großsträucher“.

Noch Ende der 50er Jahre bis Anfang der 1960er haben die Danewitzer Schulkinder in der Pause diese Früchte gegessen. Ihre Lehrerin, Fräulein Hildegart Behnke, keine Seidenraupen mehr gezüchtet. (Erzählt und aufgeschrieben von Dr. Brigitte Schröter/Danewitzer Schülerin im Juli 2020)

Biesenthal

1780 berichtet die Chronik: Der Apotheker hat in diesem Jahre zuerst den Seidenanbau angefangen, der Rektor Henkel hat ihn fortgesetzt. 

Fast 100 Jahre später, im Jahre 1871, legte Seidenfabrikant C.W. Oehme im Hause Breite Straße 77a in Biesenthal eine Seidenwarenfabrik an, die schon nach einem Jahr mit 40 Stühlen arbeitete, aber sich doch nicht auf Dauer halten konnte. 

500 Stühle waren insgesamt in diesen Jahren in Tätigkeit, auf denen Hut Pelz, Seidenstoffe und Plüsche hergestellt wurden, 1900 ging das Unternehmen zur mechanischen Weberei über. (Gertrud Poppe, Auszüge aus einem heimatlichen Beitrag zur wechselvollen Geschichte eines Biesenthaler Grundstücks 2010)

Zeitzeuge ist der „Seidenbeutelweg“ in Biesenthal in der Nähe der Kietzmühle /Foto Beate Thaute 2020

In der der alten Spinnerei befindet sich heute das Steinwerk der Bildhauerin und Steinmetzmeisterin Anne Schulz.

Die Spinnerin Marion Simo verarbeitet heute in Biesenthal Schaf- und Alpakawolle und zaubert die schönsten Farben in Vliese und Gestricke. 

Die Biesenthaler „Schäferei Schöne Schafe“ ist eine Naturschutzschäferei im Nordosten Brandenburgs und wird von Carina Vogel geführt.

Hier sind Schaf und Ziege Mehrnutzungtiere: seit alters her nutzt der Mensch das Fleisch, die Wolle, das Fell oder Leder sowie die Milch dieser Tiere.

Aus Wolle lässt sich sehr viel herstellen: nicht nur in der Herstellung von Bekleidung (Strickwolle, Tuchwolle), Bettwaren (Schafwollbetten, – auflagen) und Heimtextilien (Teppiche, Decken) wird Schafwolle und Ziegenwolle eingesetzt.  Foto:  Carina Vogel

Weste vom Coburger Fuchs, Foto: Doris Katerbau

Melchow um 1900

Ob eine Seidenraupenzucht in Melchow betrieben wurde, ist nicht überliefert, aber gesponnen wurde um 1705 auf jeden Fall. 

Einem Beschwerdeschreiben der Unterthanen von Melchow ist zu entnehmen:

„Allerdurchlauchtigster Großmächtiger König, Allergnädigster König und Herr! …und haben wir auch schlechte Trift und sandiges Land, dass uns das Dienen für anderen sehr schwer wird…“ und das ihnen oft vom Amtmann der Lohn nicht rechtlich ausgezahlet wird, wird unser Gesind, weil ein Mensch nicht so stark ist als der andere, dass sie einander gleich arbeiten könnten, in diesen Diensten mit Stöcken und Flinten braun und blau geschlagen, so dass wir kein Gesinde mehr bekommen.

… überdem des Spinnens so hart mit uns, dass beim Spinnen ordentlich Abgang ohngeachtet, alle mahl das volle Gewicht des Hanfes, Flacks oder Wergks an dem Gespinnst nicht anerkennt und wir eigenes zusetzen müssen.  Melchow, den 3.7.1710  (Chronik Melchow und Schönholz Teil III, S. 49 Akte D 5941)

Färben mit Pflanzen und Wurzeln

Heute gibt es in Melchow eine Spinnerin, Martina Wendtland, die von den eigenen Schafen nach dem Schären die Wolle aufarbeitet, verspinnt, mit Naturfarben färbt und zu wollenen Kunstwerken verarbeitet.

Schönholz um 1926

In einem Schreiben vom 10.November 1730 an den Amtskammerpräsidenten beschwert sich der Amtmann Joh. Neuendorff wegen der Ungehorsamkeit und Halsstarrigkeit der Schönholzer Untertanen.

Hierbei geht es um „Spinn-Gelder“, die die Schönholzer Unterthanen noch nicht gezahlt haben sollen. 

Nach der Gründungsurkunde von 1694 wäre Schönholz 331 Jahre jung. Es dürfte noch älter sein, denn Funde bei Rodungen im Jagen 16/19 im Schönholzer Wald beweisen, dass der Ort schon im 14. Jh. einst auf den jetzigen bewaldeten Flächen gestanden haben muss.  Dort wurde ein Spinnwirtel gefunden und an der Schönholzer Mühle ein Feuersteinmesser. (Aus „Begebenheiten über Schönholz“ von Hans-Joachim Springborn 1970)

Grüntal um 1935 

Das es in Grüntal und Klobbicke Garn – und Leineweber gab, ist aus dem ältesten Kirchenbuch des Pfarrsprengels Grüntal zu erfahren. So hat Maria Sydow, die Frau des Garnwebers Adam Krüger, am 2.2.1682 aus Grüntal, damals auch Gründel genannt, Vierlinge geboren. 

Der zuständige Pfarrer Johannes Bartoldi übernachtete auf dem Hof Joachim Schiele in „Klobbeck“. Die Mädchen wurden auf die Namen Anna, Ursula, Catharina  und Gertrud getauft. Das Gebet des Pfarrers: „Der Allmächtige stärke die gar kranke Sechswöchnerin und erhalte sie den armen Würmlein zum Besten.“ (Auszüge aus dem ältesten Kirchenbuch des Pfarrsprengels Grüntal, angelegt 1680, und zusammengestellt von Pfarrer J. Fieber)

Klobbicke um 1903  

Foto: Archiv Breydin/Fam. Haak /Schule

Nach mehreren Bränden im 17. Jahrhundert bauten Bewohner das Dorf Klobbicke als Vorwerk des Amtes Biesenthal wieder auf. 1764 kam neues Leben in das kleine Dörfchen. Sechs Kolonisten, fünf Ackersleut und der Leineweber Peter Schmidt aus Nauenburg, siedelten sich hier an. Ein Schneidermeister namens Johann Jordan Kühn war 1736 Küster und unterrichtete die Klobbicker Kinder. (Aus „In der Heimat wohnt die Liebe“ von Karin Baron S. 76/77)

Spinnerdorf Schönwalde

Kolonistenhaus in Schönwalde

Nach einer ersten urkundlichen Nennung im Jahre 1750 und dem Gründungserlass von 1753 ist Schönwalde eines der Kolonisten Dörfer, die der preußische König Friedrich II. in einer kurzen Friedenszeit nach dem Zweiten Schlesischen Krieg und vor Beginn des Siebenjährigen Krieges anlegen ließ.  Schon am 30. Januar 1753 war Ludwig Meschker, Landmeister und Kommissar bei der Etablissement Kommission von Kriegsrat Pfeiffer als Schulze des neuen Dorfes „angenommen und bestellt“ worden. Als Spinnermeister von Schönwalde hatte er die Wolle aus Berlin zu holen und das Gesponnene wieder dorthin zu schaffen. Er hatte auf die Qualität zu achten und den Wollspinnern den Lohn auszuzahlen.

Zur Ansiedlung in den Spinnerkolonien wurden nur „Ausländer“ zugelassen, das heißt, sie durften noch nicht in Preußen gesiedelt haben.  Wikipedia

Eberswalde um 1916

1734 gab es in Eberswalde schon 88 Tuchmachermeister, gefärbt wurde mit Lungenkraut, welches häufig an Eichen und Buchen wächst. Die wollenen Tücher bekamen eine lichtbraune Farbe. Die schönen braunen Tücher waren auf allen Messen sehr begehrt.  Im November 1749 ließ sich der Kunst- und Handelsgärtner, Johann Christian Eberhardt aus Stargard in Eberswalde nieder. Er pflanzte 1752 am Pfingstberg 400 Maulbeerbäume, später wurden über 200 weitere Maulbeerbäume eingesetzt. 

Die Stadt Eberswalde veranlasste den Schneidermeister J.C. Biesel für zwei Monate nach Potsdam zu gehen, um die Seidenkultur zu erlernen. Die Maulbeerplantagen wurden an verschiede Pächter zur Bewirtschaftung übergeben. 

Am 30. Oktober 1858 gab E. Schönebeck bekannt, im Hause des Bäckermeisters Schönebeck eine Seidenwaren-Fabrik zu errichten – was daraus geworden ist, verraten die Akten nicht. (Rudolf Schmidt „Geschichte der Stadt Eberswalde“ Teil I und II)

Literaturnachweis:

Auszüge aus „Ladeburg – eine Zeitreise“, Petra Domke, Hrsg. Beate Thaute, Verlag Spree – PR, Berlin 2005; Ladeburger Gemeindevertreterprotokolle; Ladeburger Kirchenbücher; Oberbarnimer Dörfer von Rudolf Schmidt; Wikipedia; Adressbücher aus den 1920er und 1930er Jahren; „Ein Kokon für Ladeburg – die Geschichte der Seidenraupenzucht, Spinner und Weber“ von Beate Thaute Fotos: Privatsammlung Familie Dieter Thaute, soweit nicht anders angegeben Beate Thaute, Ladeburger Familien

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