Ladeburger Geschichte und Geschichten aus vergangener Zeit    

aufgeschrieben von Beate Thaute Folge 10

Auf dieser Zeitreise in die Vergangenheit wollen wir mit vielen historischen Details und Fotos die Erinnerung an das damalige Leben in Ladeburg lebendig halten.

Weihnachten in Ladeburg von damals bis heute

 

 Weihnachten 1924 in Ladeburg – ein Teddy, eine Puppe, ein Ball, ein Puppenmann

Seit Jahrhunderten steht die Kirche mitten im Dorf, als Wahrzeichen und Ort der Begegnungen

Aus einer Beschreibung der Umgebung Bernaus von Tobias Seiler im Jahre 1648:

„… sonsten findet sich vor itzo folgende Dorfschaften an den Bernauschen Grenzen: Gegen Morgen liegt Börnicke, gegen Mittag Blumberg, Birkholz und Schwanebeck, gegen Abend Zepernick und Schönow nebst Ratsvorwerk Schmetzdorf, gegen Mitternacht aber Ladeburg, welches man sonsten auch an fremden Orten „verkehrt Ladeburg“ zu nennen pfleget, weil daselbst wider aller Städte und Dörfer Gebrauch der Turm nach Morgen (Osten) und die Kirche nach Abend (Westen) stehet. Jedoch ward in diesem laufenden Jahr im Monat Januar der Turm von einem Sturm wieder abgeworfen.“

Es war die unvorstellbare schwere Zeit nach dem 30ig jährigen Krieg und die Dörfer Ladeburg und Börnicke wurden durch die beiden Pfarrer Otto, Vater und Sohn, von der Zepernicker Kirche betreut. Wöchentlich gingen sie von Zepernick zu Fuß oder fuhren mit der Kutsche rings um Bernau und betreuten ihre Gemeindemitglieder in den 7 – 8 km entfernten Dörfern Ladeburg und Börnicke.

Richtung Börnicke <———- So könnte die Kutsche um 1650 ausgesehen haben ———– >Richtung Ladeburg

Von dem Dorfe Ladeburg ist zu bemerken, dass es vor den schlimmen Zeiten eine Mater (Mutterkirche) gewesen ist, zu welchen auch das Dorf Lanke gehörte. Noch 1591 hatte Ladeburg einen eigenen Prediger mit dem Namen Martin Willich, 1613 folgte Georg Waletius oder Welicke. Er war vorher Rektor in der Bernauer Schule und mit Eva Klix verheiratet, deren Leichenstein zu Ladeburg in der Kirche vor der Kanzel lieget. Ihm folgte 1634 Pfarrer Georg Betke. Der wüste Pfarrhof, den dieser Prediger bewohnte, ist nur noch in einigen Resten zu sehen.

Während 1624 noch 15 Hüfner und 9 Kossäten im Dorf gezählt wurden, fand der Landreiter Becker 1652 viele Höfe wüst liegen. Nur noch 8 Bauern und 6 Kossäten bewirtschafteten ihre Hofstelle, als er die Verhältnisse in Ladeburg untersuchte. 

Das mögen vielleicht um die 100 Einwohner gewesen sein.

Die jeweiligen Küster, die auch als Schullehrer eingesetzt waren, hatten zu damaliger Zeit ein schweres Los und kaum ein Ohr ihr Gotteshaus in Ordnung zu halten. Es ist nachzulesen, dass die Glocken oft nicht geläutet wurden, der Schnee nicht vom Kirchboden geräumt und kaum ein Gottesdienst gehalten wurde.  

Ob es nun daran lag, dass „Verkehrt Ladeburg“ auch noch auf der „dunklen Mitternachtsseite“ angesiedelt war, wir werden es nicht mehr herausfinden.

Siebzig Jahre später ergab eine „Specification von der Kirche“, dass die Kirche in gutem Stande ist, aber der „Kirch-Thurm“  sehr baufällig  sei und höchstnötig reparieret werden.

An Inventar waren unter anderem vorhanden: „ …zwei große und ein kleiner zinnener Leuchter aufm Altar, ein silberner, inwendig vergüldeter Kelch, ein weiß damaßenes Altar-Laken, eine grüne Decke, zwei weiße Chor -Röcke, aufm Taufstein ein meßinges Tauf Becken, aufm Thurm 3 schöne Glocken, item ein schön Schlagk-Uhr“

Mit der Sauberkeit im Innern der Kirchen schien man es nach wie vor nicht so genau zu nehmen. So sah sich die Geistliche – und Schuldeputation der Kurmärkischen Regierung im Jahre 1810 veranlasst, an alle Kirchen ein Rundschreiben mit der Forderung zu schicken, schleunigst dafür zu sorgen, dass die Fußböden, Kanzeln, Bänke und Stühle vom Staube, Spinngewebe und Unrat gesäubert werden.

Inbesondere galt das für die hohen Feiertage, wie Ostern und Weihnachten.

So sah in den 1920er Jahren die Ladeburger Kirche von innen aus. 

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…

Die vier Adventskerzen stehen für die vier Adventssonntage und symbolisieren jeweils Hoffnung, Frieden, Freude und Liebe.

Adventskranz auf dem Ladeburger Weihnachtsmarkt 2023

Für die Christenheit ist der Advent die vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu Christi. Dabei hat „Ankunft“ eine zweifache Bedeutung: 

Zum einen ist damit die Geburt, die Menschwerdung Gottes gemeint, zum anderen weist der Advent auf das zukünftige Kommen Christi hin.

Willkommen Weihnachten

Am 25. Dezember feiern Christen auf der ganzen Welt die Geburt Christi.

Die Ursprünge des Feiertags sind unklar; seit dem Jahr 336 feiert die christliche Kirche in Rom jedoch am 25. Dezember das Weihnachtsfest. Im Mittelalter wurde Weihnachten öffentlich gefeiert, die Familienweihnacht mit Tannenbaum und Festessen entwickelte sich im 19. Jahrhundert. Die Weihnachtsgeschichte wurde vorgelesen, Weihnachtslieder gemeinsam gesungen und die Kinder glaubten länger an das Christkind. 

„Früher“ war die Familie wichtiger, heute geht es eher um Geschenke und Kommerz.

Ein Kinderfahrrad Mitte der 1930er Jahre, hier Friedrich Wilhelm Böhme mit seiner Schwester

Der schmucke Weihnachtsbaum

Der Weihnachtsbaum ist schon seit dem 16.Jh. bekannt, zu damaliger Zeit wurde er mit Nüssen, Äpfeln und Süßkram behangen, später waren es die Glaskugeln.

1850 kam ein armer Glasbläser aus Lauscha, der sich die teuren Süßwaren nicht leisten konnte, auf eine Idee: Um seinen Kindern eine Freude zu bereiten, blies er bunte Kugeln aus Glas und hing sie an den Weihnachtsbaum. Und diese Tradition haben die Glaskünstler in Lauscha beibehalten. Noch heute wird der Gläserne Lauschaer Christbaumschmuck genauso gefertigt. Im März 2021 ist dieses Handwerk zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt worden. In einigen wenigen Werkstätten/Manufakturen können Besucher heute manchmal bei der Produktion zusehen, wenn der Brenner faucht, der Feuerstrahl den Glaskolben ganz und gar einhüllt und ihn zum Glühen bringt.

Lauscher Glaskugeln um 1880, gebraucht aus einem Dachbodenfund

Noch heute ist die Nordmanntanne der beliebteste Weihnachtsbaum, Glaskugeln in allen Farben dienen als Schmuck, das Bleilametta ist abgeschafft und die Wachskerze durch elektrisches Licht ersetzt. Die batteriebetriebenen Kerzen sind auf dem Vormarsch, ebenso der künstliche Tannenbaum.

v.l. ehem. Villa Büxenstein, Schlauchtrockenturm, Kirche mit Turmspitze, „Gasthaus Kessels Ecke“ Zeichnung von Utz Gennermann

Vorweihnachtliche Traditionen entwickeln sich in Ladeburg

Die Einwohnerzahl von Ladeburg verdreifachte sich innerhalb der letzten 30ig Jahre. Viele junge Familie habe sich hier ein neues Zuhause geschaffen, neue Ideen kamen ins Spiel und so rückt auch das dörfliche Miteinander in den Vordergrund. Neben dem Weihnachtsmarkt entwickelten sich in den letzten Jahren in Ladeburg schöne vorweihnachtliche Traditionen, die es dieser Form früher so nicht gab.

Am 6. Dezember kommt der Nikolaus auf die Dorfaue und bringt den Kindern eine kleine Süßigkeit.

Die Feuerwehrmänner und -frauen schmücken eine große Tanne an der Feuerwache, um dort einen Wunschbriefkasten für die Kinder einzurichten. Schon fast 200 Briefe sind dort eingegangen. Neben einem kleinen Weihnachtswunsch wird auch manchmal ein kleines Kinderherzchen ausgeschüttet.

Alle Briefe, die oft mit Basteleien verschönert sind, werden von der Ladeburger Feuerwehrfrau Kathi Buchda pünktlich zum Fest beantwortet.

Der Wunschbriefkasten an der Feuerwache in der Otto-Schmidt-Straße im Jahr 2023

Der Kirchturm steht seit 1853 an der „richtigen“ Stelle, die Kirche konnte bis vor einigen Jahren mit den Kohle-Öfen gut beheizt werden, ein Besuch zum Weihnachtssingen am 3. Advent und zum Gottesdienst am 24. Dezember in der hiesigen Kirche eines jeden Jahres ist für viele Ladeburger Familien seit eh und je ein Muss.

Weihnachtskonzert mit dem Männergesangverein Teutonia Ladeburg e.V. um 2000 

Der wunderschöne Weihnachtsmarkt auf dem Dorfanger mit seinen kleinen Buden läutet seit vielen Jahren die besinnliche Weihnachtszeit am ersten Advent ein, hier im Jahr 2023.

Seit den 1970er Jahren fand im „Volkshaus“, später „Landhaus“ genannt, eine Weihnachtsfeier für die Rentner mit einem sehr schönen Kulturprogramm statt. Organisiert wurde diese Feier durch die Gemeinde Ladeburg in Zusammenarbeit mit der Volkssolidarität des Dorfes.  So ab 2010 fand im Dorf ein Generationswechsel statt, die nachfolgende Generation war noch nicht bereit für eine „Rentnerweihnachtsfeier“! Aus Mangel an Teilnehmern wurde dann diese Festivität eingestellt.

Ladeburger Rentnerweihnachtsfeier in den 1990er Jahren, der Kindergarten führte immer ein kleines Programm auf, zur Freude der Omas und Opas, aber auch der Kinder! 

Zwischen Gänsebraten und Pfefferkuchen…

Eine Umfrage ergab, dass als Festessen in Ladeburg nach wie vor der Gänsebraten mit Grün- und Rotkohl sowie Klößen auf Rang eins steht. Stolle und Mohnpielen folgen auf der Traditionsliste. 

Der „Silvesterkarpfen“ wird zum Jahreswechsel gereicht.

Heute werden die Pfefferkuchen nicht mehr beim Bäcker „Wilhelm Engel“ gekauft,  sondern schon im August kann man sie bei 30° C Außentemperatur bei „Norma“  erwerben.

Die Bäckerei Wilhelm Engel (links, daneben seine Frau Hedel) versorgte über zwei Generationen bis Ende der 1970er Jahre die Ladeburger mit Brot und Kuchen.  Der Schornstein der alten Bäckerei dient heute den Störchen als Nistplatz und ist zwischenzeitlich ein Wahrzeichen des Dorfes.

Ehemaliges Backhaus der Bäckerei Engel

Altes Pfefferkuchen-Rezept von Wilhelm Engel:

20   kg   Honig , 3  kg   Zucker, 14  kg   Mehl fein, 6    kg  Mehl , etwas gehaltvoller, 150    g   Vollmilchpulver, 300    g   Honigkuchengewürz , 160    g   Ammonium (Hirschhornsalz), 120    g   Pottasche   (Kaliumcarbonat), 300    g   Margarine

44 Kilogramm Pfefferkuchen wurden zur Freude aller Ladeburger gebacken.

Bäckerei- und Kolonialwarenhandlung Wilhelm Engel in den 1920er Jahren

Nur die feinsten Zutaten wurden im Bäckerhandwerk verwendet. Hier dem aus Schlesien kommenden Bäckermeister Ernst Holz über die Schulter geschaut. In Ladeburg war er viele Jahre als Schäfer tätig.

Allen Lesern und Leserinnen der „Ladeburger Geschichte und Geschichten aus vergangener Zeit“ eine besinnliche Weihnachtszeit und ein friedliches Jahr 2025 Beate Thaute

Literaturnachweis: Auszüge aus „Ladeburg – eine Zeitreise“, Petra Domke, Hrsg. Beate Thaute, Verlag Spree – PR, Berlin 2005,  Chronik der Stadt Bernau von Tobias Seiler, 1736, S. 14, „Aus der Geschichte der Domdörfer Zepernick und Ladeburg“  von Otto Koch Fotos: Beate Thaute , wenn nicht anders beschrieben

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Nächste Folge im Januar 2025